Manchmal muss es erst „klick“ machen, damit man etwas begreift, etwas kann, was man lange geübt hat und was trotzdem nicht funktionieren wollte. Manchmal muss man einen Punkt erreicht haben, an dem man die Hoffnung aufgibt, nachdem man viele Enttäuschungen erlitten hat, an dem es dann plötzlich funktioniert. Manchmal muss man alle Gedanken loslassen und in tiefe Kontemplation fallen, seinen Geist befreien, um kreativ sein zu können.
Die Fotografie ist für mich eine ziemliche Hassliebe, das muss ich gestehen. Ich liebe sie, aber es macht mich wütend, wenn Dinge einfach nicht so funktionieren, wie ich sie mir wünsche. Ich kenne mich mit der Technik aus, ich kenne die Zusammenhänge von Licht, Film, Blende, Zeit. Ich weiß, was meine Kamera tut, wenn ich den Auslöser betätige. Doch die meisten Fotos wollen einfach nicht so werden, wie ich sie mir vorgestellt habe. Ich bewundere dann andere Fotografen um die Leichtigkeit, die ihre Fotos ausstrahlen und stelle fest, dass ich am Anfang meines Schaffens vielleicht sogar schönere Fotos gemacht habe als jetzt. Damals, als ich noch drauf los geknipst habe, weil ich keine Ahnung von der Technik hatte. Da besaßen auch meine Bilder noch eine junge, naive Leichtigkeit, während sie sich heute anfühlen wie ein schwerer grauer Betonklotz.
Dann habe ich mir vorgenommen – und eigentlich klingt das wie der falsche Schritt – mir weniger Gedanken über die Fotos und Motive zu machen. Ich bin ja nun eine (mittlerweile) aktive „Lomographin“ und soll mich an die „10 goldenen Regeln der Lomographie“ halten. Zusammengefasst bedeuten die etwa, dass man sich keine Gedanken machen soll, was gerade auf dem Film passiert, weil man es sowieso nicht beeinflussen kann und deswegen braucht man auch gar nicht durch den Sucher gucken. Man muss einfach schnell abdrücken, wo man gerade ist, weil die Kamera immer dabei sein sollte. Achso ja, und man soll auf die Regeln scheißen (=
Darum habe ich versucht, wirklich darauf zu scheißen. Scheiß drauf, ob ich den Film verschwende. Scheiß drauf, ob ich mich lächerlich mache, weil ich in der Öffentlichkeit seltsame Bewegungen mache, um Motive aus abstrusen Winkeln zu fotografieren. Man findet doch auf jedem Film und in jedem kruden Bild irgendwo etwas Interessantes und ist es nicht auch das, was die Kunst ausmacht?
Und deswegen ist meine Mission jetzt, möglichst zu jeder Zeit, wenn ich das Haus verlasse, eine Kamera bei mir zu haben und jeden Monat mindestens einen Film voll zu bekommen. Das ist insofern schwierig für mich, als dass ich immer denke, auf meinem täglichen Weg zur Uni oder zum Einkaufen begegnet mir doch nichts, was es Wert wäre, fotografiert zu werden. Aber im Endeffekt muss nur mal eine lächelnde Person im Bus sitzen – die macht sich doch auch schön auf einem Foto.
Es soll darum gehen, die Augen und das Herz offen zu halten und den Blick für die kleinen aber bedeutsamen Dinge nicht zu verlieren.
Neulich habe ich es auch endlich geschafft, einen Film, der seit mehr als einem Jahr in einer Kamera war, fertig zu schießen und entwickeln zu lassen. Die Ergebnisse haben mir die Sprache verschlagen und ich sehe mir die Fotos nun seit über einer Woche immer wieder gebannt an. Sie sind wunderschön.
Weiterhin hat sich meine Kamerasammlung in den vergangenen drei Monaten quasi explosionsartig vergrößert. Aus 14 analogen Kameras, die ich Ende Juli noch hatte, sind jetzt 36 geworden. Dafür musste ich natürlich neue Regale besorgen und diese sind nun seit zwei Tagen fertig. Jetzt kann ich wieder mein Zimmer betreten und mich darüber freuen, dass es so hübsch ist. Es wird nicht das letzte Regal gewesen sein und sicher auch nicht die letzten Kameras.
Außerdem baue ich gerade meine zweite DIY-Kamera. Die erste war die Lomography Konstruktor, die ich schon vor einer Weile bei meinen Eltern zusammenbaute und verzierte. Ich habe einen Artikel für die Lomography Community geschrieben und hoffe, dass dieser bald veröffentlich wird. Dann werde ich ihn hier verlinken.
Wie ich gerade feststellen durfte, wurde er bereits veröffentlicht. Hier ist also mein Review über die Konstruktor: http://www.lomography.com/magazine/reviews/2014/10/28/konstruktor-f-camouflage-konstruktor
Die zweite Kamera ist gerade eine Doppellinsen-SLR von Pearl. Sie ist ganz cool, aber ich muss sie leider wieder auseinander nehmen, da der Verschluss allenthalben offen bleibt. Das soll natürlich nicht sein, dann sind ja die Fotos überbelichtet.
Und nun muss ich schnell mal einen Film zum Entwickeln bringen und gespannt darauf sein, was ich da wieder fabriziert habe (=